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Außerordentliche Landessynode in Duisburg: Kraft für die Zukunft gewinnen
Beschlüsse zur Fortentwicklung der presbyterial-synodalen Kirchenordnung, des interreligiösen Dialogs und der ''Bildungsgerechtigkeit''
In Duisburg hatte die Landessynode der 1. Reformierten Generalsynode von 1610 gedacht. Was die 28 Pfarrer und acht Laien vor 400 Jahren am gleichen Ort aus der Taufe gehoben haben - die presbyterial-synodale Ordnung der Kirche - soll fortentwickelt werden. Das beschlossen die 214 Vertreterinnen und Vertreter aus 38 Kirchenkreisen zwischen Emmerich und Saarbrücken. Wichtig sei es, die rheinische Kirchenordnung, deren Grundlagen 1610 gelegt wurden, den zunehmend komplexen Anforderungen an das Leitungshandeln heutiger Tage anzupassen.
Neben dieser Fortentwicklung beschloss die Landessynode eine neue Diskussion über die Religionsfreiheit, verstärkten interreligiösen Dialog und neue Wege im Sprechen über den eigenen Glauben sowie verstärkte Anstrengungen in der Bildungsarbeit.
"Voller Dankbarkeit" erinnere sich die Landessynode, das heutige oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche, an die Pfarrer und Laien, die im September 1610 zusammen kamen, sich der Heiligen Schrift und einer gemeinsamen Leitung der Kirche verschrieben. Presbyterial-synodale Ordnung, Bildungs- und Konfessionsfreiheit seien die Impulse dieser ersten Generalsynode gewesen.
Nicht ungebrochen, aber neu versprochen: So sollen die drei inhaltlichen Hauptpunkte für heute neu buchstabiert werden. Die Religionen sollten Fragen nach Gemeinsamkeiten und Differenzen, Toleranz und gegenseitiger Mission öffentlich debattieren, heißt es in dem "Wegweiser". Und weiter: "Gesellschaftspolitische Perspektiven sind im interreligiösen Dialog zu entwerfen." Und es gelte neu zu lernen, "öffentlich und öffentlichkeitswirksam über Glauben und Glaubensinhalte zu sprechen".
Unter der Überschrift "Bildungsgerechtigkeit" wird ein zukunftsfähiges eigenes Engagement bei Kindertageseinrichtungen, Jugend- und Konfirmandenarbeit, im Religionsunterricht, in den kirchlichen Schulen und Internaten sowie in der Erwachsenen- und Familienbildung beschlossen.
Quelle: www.ekir.de
Was im Jahr 1610 mit Beratungen einer kleinen Schar von 28 Pfarrern und acht Laien in der Duisburger Salvatorkirche begann, wurde zu einer Freiheitsgeschichte (nicht nur) in der Kirche – und am Sonntag, 12. September 2010, strahlt sie bis in die Wohnzimmer aus: Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) überträgt in seinem Fernsehprogramm den Festgottesdienst zur Erinnerung an die 1. Reformierte Generalsynode 1610 ab 10 Uhr live.
Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten 400 Jahre 1. Reformierte Generalsynode im Duisburg präsentieren sich am Samstag, 11. September 2010, 15 bis 22 Uhr, im Zirkuszelt am Duisburger Innenhafen die zehn evangelischen Schulen der Evangelischen Kirche im Rheinland mit einem bunten Programm. Ein Höhepunkt ist die Preisverleihung um 15 Uhr zum Schülerwettbewerb „wir sind so frei - Kirche zu gestalten“, den die rheinischen Kirche anlässlich des Jubiläums im vergangenen Jahr ausgeschrieben hat. 288 Schülerinnen und Schüler aus Grund-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien haben sich beteiligt, dazu kamen Einsendungen aus Gemeindegruppen.
Die 1. Reformierte Generalsynode 1610 legte die Grundsteine für die zukünftige Gestakt des Protestantismus’ am Niederrhein und weit darüber hinaus. Im Detail aber ist ihre Wirkungsgeschichte nur ansatzweise erforscht - darin waren sich die Wissenschaftler am gestrigen zweiten Kongresstag im Kultur- und Stadthistorischen Museum in Duisburg einig. Ihre Vorträge beleuchteten Einzelaspekte einer überaus komplexen Thematik. Der jülisch-klevische Erbfolgestreit in seiner konfessionellen Bedeutung, theologische Kontexte der Generalsynode und ihre Bedeutung in der evangelischen Erinnerungskultur kamen zur Sprache, ebenso die presbyterial-synodale Ordnung im Wandel politischer Konstellationen.
„Aufs Ganze gesehen beeindruckt diese kurze, zupackend geschriebene Arbeit“, so Präses Nikolaus Schneider über die Arbeit „Die Ämterlehre Calvins. Freiheitliches und demokratisches Prinzip?“.
Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), hat die Bedeutung der 1. Reformierten Generalsynode vor 400 Jahren in der Duisburger Salvatorkirche für die europäische Geistesgeschichte unterstrichen: „Duisburg 1610 stellt zweifellos einen Meilenstein in der deutschen und europäischen Geschichte der Emanzipation und politischen Mündigkeit des Einzelnen dar“, sagte die Theologin am 8. September 2010 bei einem Vortrag im Kultur- und Stadthistorischen Museum in Duisburg.
Sonderausstellung der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Jubiläum "400 Jahre 1. Reformierte Generalsynode"
Audio-Interview mit Präses Nikolaus Schneider zum Jubiläum der 1. Reformierten Generalsynode in Duisburg vor 400 Jahren. Auf www.ekir.de.
Mit einer außerordentlichen Landessynode in der Duisburger Salvatorkirche feiert die Evangelische Kirche im Rheinland am Samstag, 4. September 2010, ein Jubiläum.
Auf der Generalsynode 1620 in Duisburg kamen strenge „Calvinisten“ mit „Zwinglianern“ und mit Vertretern eines „Mittelweges“ zusammen. Was bedeutete diese unterschiedliche Positionierung innerhalb des reformierten Protestantismus für den presbyterial-synodalen Leitungsgedanken? fragt Prof. Dr. Andreas Mühling 400 Jahre später und antwortet: ''das'' reformierte kirchliche Leitungsmodell gebe es nicht, erst recht nicht ''das'' presbyterial-synodale Prinzip. Die Stärke evangelisch-reformierter Kirchenleitung liege ''gerade darin, flexibel auf die Herausforderungen der Zeit reagieren zu können.''