Macht des Glaubens - 450 Jahre Heidelberger Katechismus

Ein Buchtipp von Hans-Georg Ulrichs, Heidelberg

Erst am 11. Mai wird die große Ausstellung „Macht des Glaubens. 450 Jahre Heidelberger Katechismus“ im Kurpfälzischen Museum und im Heidelberger Schloss eröffnet, wenige Wochen vorher die Ausstellung „Das Haus Oranien und die Religion“ in Apeldoorn. Doch bereits jetzt, im März, liegt der überaus prachtvolle Ausstellungskatalog zu diesem internationalen Projekt vor.

Auf einer Pressekonferenz am 7. März präsentierten in Anwesenheit von führenden Repräsentanten der beteiligten Institutionen (Museum, Schloss, Stadt) und Sponsoren die beiden Herausgeber Karla Apperloo-Boersma und Herman Selderhuis das über 450 Seiten starke, mit über 700 Bildern aufwändig gemachte Werk.

Sichtbar zufrieden warfen sich die Beteiligten die Bälle zu und sparten nicht mit Lob und Dank. Man spürte: Für die Herausgeber, für die Beiträger und für den Verlag muss es  auch eine Lust gewesen sein, ein solches internationales Projekt erfolgreich abzuschließen. Das Buch wird nun im Vorfeld, dann während der Ausstellungen, aber gewiss auch weit darüber hinaus seine Wirkung nicht verfehlen. Und das hängt etwa auch damit zusammen, dass der Band mit den Forschungsbeiträgen eröffnet wird, die vor zwei Jahren während eines Symposions zur Vorbereitung des Jubiläumsjahres in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek zur Diskussion gestellt waren. 

Profundes Historisches und Exquisites aus der aktuellen Forschung

Entscheidendes über die historische Kontextualisierung des Heidelberger Katechismus und Rezeptionsgeschichtliches findet sich nach aktuellem Forschungsstand, teils sogar breiter dargestellt als in den beiden bislang erschienenen Heidelberger-Handbüchern (Neukirchen 2012 und Utrecht 2013).
In drei Teilen widmen sich die Beiträge zunächst der Geschichte und der Theologie des Heidelbergers, dann folgen zwei Abschnitte über die Kurpfalz und über die Niederlande. Neben Aufsätzen zur politischen Historie und Kirchengeschichte finden sich auch so exquisite Beiträge wie etwa „Die Heidelberger Hofkapelle zwischen Gotteslob und kurfürstlicher Repräsentation“ (Klaus Winkler) oder „Astrologiekritik und reformierte Theologie“ (Barbara Mahlmann-Bauer). Bereits diese Beiträge sind durchgehend mit Bildern in höchster Qualität versehen.
In seinem zweiten Teil präsentiert das Buch die Exponate der drei Ausstellungsorte. Während im Schloss vor allem Politik- und Kulturgeschichte gezeigt werden, bietet das Museum Kirchengeschichtliches. Ein halbes Jahrhundert zuvor, beim Jubiläum 1963, war es lediglich (aber immerhin!) gelungen, die bibliographischen Schätze der Universitätsbibliothek und einige Leihgaben im Museum zu präsentieren. Die jetzt bald zu sehende Ausstellung bietet in sechs Abteilungen umfassendes Material für die Einordnung des Katechismus in den kurpfälzischen, aber auch in den europäischen Kontext, in der Wirkungsgeschichte dann natürlich auch im globalen Maßstab. Für die Ausstellung in Apeldoorn hat erfreulicherweise das niederländische Königshaus bislang noch nie öffentlich zu sehende Objekte und Bilder zur Verfügung gestellt. Zwischen der Ausstellungseröffnung in Apeldoorn und der Ausstellungseröffnung in Heidelberg werden die Niederlande die Thronbesteigung von König Willem Alexander erleben – der einzige Reformierte auf einem Thron weltweit.

Ein internationales Projekt

Während der Pressekonferenz in Heidelberg war man besonders dankbar für den internationalen Charakter des ganzen Unternehmens. Die Bedeutung von refo500 wurde hervorgehoben, während die niederländischen Akteure die so entgegenkommende und unkomplizierte Art ihrer deutschen Partner lobten. Wie achtsam man miteinander umging, zeigte sich schließlich daran, dass einerseits die besonderen Verdienste von Karla Apperloo-Boersma erwähnt wurden, die die Hauptlast der Publikation trug, andererseits aber auch diejenigen genannt wurden, die die Alltagsarbeit leisteten: Kuratorinnen, Restauratorinnen und andere Mitarbeiter der beteiligten Institutionen.

Der Katalog erscheint zeitgleich in Deutsch, Englisch und Niederländisch. Der Band ist mit € 39,99 verhältnismäßig günstig zu erwerben. Das ist dem Verlag Vandenhoeck&Ruprecht sowie den Sponsoren zu verdanken. Neben staatlichen und kirchlich-theologischen Organisationen förderten auch zivilbürgerliche Stiftungen das Projekt. Namentlich erwähnt sei der Mäzen Manfred Lautenschläger, Ehrendoktor der theologischen Fakultät der Universität Heidelberg.

Das Jubiläumsjahr des Heidelberger Katechismus hat noch nicht das erste Quartal hinter sich und doch schon mit der Präsentation dieses Ausstellungskatalogs einen bleibenden Höhepunkt erlebt.

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Dr. Hans-Georg Ulrichs, Heidelberg, 9. März 2013