Händewaschen nicht vergessen!

Predigt über Matthäus 15, 1-20 von Georg Rieger

"Nicht was in den Mund hineingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein." Jesu' Streit mit den Pharisäern über die Reinheitsgebote. Doch eigentlich geht es um etwas Anderes.

Liebe Gemeinde,

der Predigttext heute ist aus Kapitel 15 des Matthäusevangeliums, der ganze erste Teil des Kapitels, die Verse 1 bis 20 – also lang. Und es steckt auch einiges drin, ein Streitgespräch, eine Besprechung im Kreis der Jünger und ein Gleichnis. Und jede Menge Anregungen sowieso! Jesus befindet sich am See Genezareth …
1 Da kommen von Jerusalem Pharisäer und Schriftgelehrte zu Jesus und sagen: 2 Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Sie waschen nämlich die Hände nicht, wenn sie Brot essen.
3 Da antwortete er ihnen: Warum übertretet denn ihr das Gebot Gottes zugunsten eurer Überlieferung? 4 Denn Gott hat gesagt: Ehre Vater und Mutter, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, der sei des Todes. 5 Ihr aber sagt: Wer zu Vater oder Mutter sagt: Dem Tempel soll geweiht sein, was dir von mir zusteht, 6 der braucht seinen Vater nicht zu ehren! Damit habt ihr das Wort Gottes ausser Kraft gesetzt zugunsten eurer Überlieferung. 7 Ihr Heuchler! Wie zutreffend ist doch, was Jesaja über euch geweissagt hat:
 
8 Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen,
ihr Herz aber hält sich fern von mir.
9 Nichtig ist, wie sie mich verehren;
was sie an Lehren vortragen,
sind Satzungen von Menschen.
10 Und er rief das Volk herbei und sagte zu ihnen: Hört und versteht! 11 Nicht was in den Mund hineingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.
12 Da kommen seine Jünger zu ihm und sagen: Weisst du, dass die Pharisäer Anstoss genommen haben, als sie dieses Wort hörten? 13 Da antwortete er ihnen: Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerissen werden. 14 Lasst sie! Sie sind blinde Führer. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in die Grube fallen.
15 Da entgegnete Petrus: Erkläre uns dieses Gleichnis! 16 Er aber sprach: Seid auch ihr noch immer unverständig? 17 Begreift ihr nicht, dass alles, was in den Mund hineingeht, in den Bauch geht und in die Grube ausgeschieden wird? 18 Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein.
19 Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Lästerung. 20 Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen zu essen, macht den Menschen nicht unrein.
Liebe Gemeinde, schon dass die Pharisäer und Schriftgelehrten sich auf den Weg machen und Jesus am See Genezareth aufsuchen, muss einen stutzig machen. Das ist keineswegs ein kurzer Spaziergang, sondern das sind 150 Kilometer, heute eine Busfahrt von drei Stunden, damals mehrere Tagesreisen. Was ist so wichtig, sich auf diesen Weg zu machen? Wir erfahren, dass es um die Frage geht: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferungen der Alten? Sie waschen nämlich ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.
Wenn man das so auf sich wirken lässt, kann man sich eigentlich nur wundern. Haben die Herren nichts Anderes zu tun? Gut, wundern können wir uns auch, wenn wir daran denken, mit welchem Aufwand im Mittelalter Frauen als Hexen verunglimpft und verfolgt wurden. Oder was die Staatssicherheit in der DDR alles betrieben hat, um ihre Bürger auszuspionieren. Es ist schon oft so: Die Hüter von Ideologien und Traditionen scheuen keine Kosten noch Mühen, ihre Macht zu schützen. Und dieser irrationale Aufwand bleibt natürlich auch nicht ohne Wirkung: Er schürt die Angst vor den Folgen selbst kleiner Übertretungen.
Natürlich geht es auch hier um mehr als nur um das Händewaschen. Es geht um‘s Prinzip! Die Überlieferungen der Alten sollen eingehalten werden und da gilt es dem Ungehorsam Einhalt zu gebieten. Die Pharisäer und Cheftheologen ahnen natürlich, dass da mehr dahinter steckt. Und so kommen sie, um ihren Machtanspruch zu unterstreichen und den Anfängen zu wehren.
Die Begegnung, wie sie uns berichtet wird, ist von kurzer Dauer. Aber sie hat es in sich. Jesus gerät regelrecht außer sich, wie wir es nur von wenigen anderen Stellen kennen, zum Beispiel dem Vertreiben der Händler vor dem Tempel. In zwei Anläufen kontert er die subtile Frage der Schriftgelehrten:
Zum einen dreht er den Spieß um und wirft ihnen vor, dass sie selbst die Gebote Gottes missachten. Und er führt eine etwas diffizile aber damals wohl aktuelle Angelegenheit ins Feld: Immer wieder kam es nämlich vor, dass Kinder ihren Eltern den Unterhalt verweigerten und alles Vermögen dem Tempel weihten. Eine solche Opfergabe (hebräisch קרבּן, griechisch κορβαν) war eine echte Gemeinheit gegenüber den Eltern und war den Pharisäern selbst peinlich. Sie meinten aber wohl, so ein Gelübde aus formalen Gründen nicht zurückweisen zu dürfen. Eine offene Wunde also, in die Jesus hier sticht.
Und zum anderen beschimpft Jesus die hohen Herren als Heuchler und wirft ihnen ein Zitat des Propheten Jesaja an den Kopf, also des Propheten, der mit am kritischsten Israels Geschichte begleitet hat. Klar, dass das ein kaum zu überbietender Affront war, die Repräsentanten der eigenen Religion mit dem seinerzeit ungehorsamen Volk gleichzusetzen. Und dann noch mit diesen harten Worten:
Nichtig ist, wie sie mich verehren;
was sie an Lehren vortragen,
sind Satzungen von Menschen.
Den Hütern des rechten Glaubens spricht Jesus ab, dass ihre Lehren der Ehre Gottes gereichen. „Das, was ihr für Verehrung Gottes haltet, habt ihr euch selbst ausgedacht“, wirft er ihnen in das Zitat verkleidet vor.
Liebe Gemeinde, wir müssen vorsichtig sein: Diese Polemik gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten – jedenfalls in ihrer Schärfe – stammt eventuell gar nicht von Jesus selbst. Möglicherweise wurde sie ihm von den ersten Christen in den Mund gelegt. Die waren nämlich drauf und dran, sich von ihren jüdischen Wurzeln loszusagen. Die Pharisäer bloßzustellen galt in diesen Kreisen und zu diesen Zeiten als ehrenhaft. Und leider haben dann Generationen von Bibelauslegern diese Stelle als Beleg für die Rückständigkeit des Judentums missbraucht und ihre antijüdischen Vorurteile in dieser Geschichte bestätigt gesehen.
Wir müssen also wohl etwas von der Polemik abziehen und zugute halten, dass es sich hier um einen Ablösungsprozess handelt, der seine Spuren hinterlässt. Schon gar nicht dürfen wir die Problematik als ein Thema zwischen Judentum und Christentum behandeln. Das, was hier geschieht, könnte sich in jeder Religion und zu jeder Zeit abspielen. Dass Religionshüter auf der Einhaltung von Regeln beharren, ist nichts Außergewöhnliches. Auch dass sich Andere dagegen wehren, den Spieß herumdrehen, polemisch werden und sich ehrenwerter Zitate bedienen, dürfte schon tausende Male in der Geschichte vorgekommen sein.
Das eigentlich Spannende ist die Begründung, die Jesus in den folgenden Abschnitten dazu liefert. Und dann natürlich die Frage, wie wir es damit halten – mit den Überlieferungen der Alten.
Die zweite Szene der Geschichte wird wiederum durch eine interessante Bemerkung eingeleitet, die man leicht überliest:
Und er rief das Volk herbei   heißt es und sagte zu ihnen: Hört und versteht! Nicht was in den Mund hineingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.
Die Hinwendung zu den „normalen“ Menschen ist natürlich zum einen wieder eine Provokation in Richtung der Gelehrten, die er offensichtlich stehen lässt. Zum anderen ist es aber auch Teil des Programms. Denn Jesu Sache ist es nicht, mit den Religionsführern zu verhandeln. Was er zu sagen hat, geht alle an. Der entscheidende Satz selbst wird weiter unten als „Gleichnis“ bezeichnet und dann noch von Jesus ausführlich erläutert. Verstanden wird er aber wohl auch so. Jedenfalls berichten die Jünger von den Pharisäern, dass diese noch dageblieben sind und sich die Rede an das Volk angehört haben und – wen wundert’s – Anstoß genommen haben.
Nochmal wird Jesus polemisch, indem er die Besagten als „Pflanzen“ bezeichnet, die nicht von Gott gepflanzt sind, und also ausgerissen gehören. Und dann als „blinde Führer“, die in die Grube fallen werden.
Erst dann kommt die Geschichte in ihrer dritten Szene endlich zu ihrem inhaltlichen Höhepunkt. Auch wieder interessant eingeleitet. Denn Petrus stellt eine Frage, die schon ein bisschen blamabel ist: „Erkläre uns dieses Gleichnis!“, sagt er und bekommt auch umgehend die Ohren gewaschen: „Seid auch ihr immer noch unverständig?“ Im Matthäusevangelium könnte man an manchen Stellen auf die Idee kommen, die Jünger seien etwas minderbemittelt. Immer wieder werden ihnen solche naiven Fragen in den Mund gelegt. Aber auch das ist ein schriftstellerisches Motiv, mit dem Matthäus ausführliche Erklärungen einleitet und damit unterstreicht, dass es von Jesus zu lernen gilt. Wir würden heute sagen: Dumme Fragen gibt es nicht! Und tatsächlich ergeben die Erklärungen ja immer noch weitere Aspekte, die auch wir heute gut zum Verständnis gebrauchen können.
Was Jesus erläutert, ist zunächst einmal wenig erstaunlich: Was der Mensch durch den Mund zu sich nimmt, landet zunächst im Bauch und kommt später hinten wieder raus, wird in die Grube wieder ausgeschieden, wie es so schön heißt. Nun wissen wir alle, dass Reinheitsvorschriften ursprünglich sehr wohl einen praktischen Sinn hatten, zum Beispiel das übermäßige Ausscheiden in die Grube zu verhindern, aber auch viel bedrohlichere Umstände. So einfach ist es nun eben auch nicht, dass der Mensch alles vertragen kann oder wie ein Rohrsystem alles nur durchschleußt. Das wird aber Jesus ja wohl auch gewusst haben. Und so können wir davon ausgehen, dass das mehr im Bild gesprochen ist – im übertragenen Sinn. Um den Hintersinn des Jesus-Wortes zu verstehen, sollten wir uns auch den zweiten Teil ansehen, in dem es um das geht, was aus dem Mund herauskommt.
Wir sparen uns die Nennung aller Möglichkeiten und wenden uns umgehend dem zu, was ganz offensichtlich gemeint ist, den Worten. Beziehungsweise eben den „unreinen“ Worten. Denn darum geht es Jesus, zu sagen, was den Menschen unrein macht. Wobei – und das ist wiederum interessant – die „Worte“ ganz ausdrücklich nicht genannt werden, sondern das Herz. Die von Herzen kommende Boshaftigkeit bedient sich des Mundes, aber auch nicht nur des Mundes, um zu morden, Menschen zu demütigen, zu bestehlen und zu belügen.
Liebe Gemeinde, wir haben bei genauerer Betrachtung den Jüngern gegenüber demütig Reue zu üben. So einfach ist das Gleichnis in der Tat nicht zu verstehen. Es ist vor allem wirklich ein Gleichnis, insofern es ausdrücklich von Anderem spricht als gemeint ist. Durch das Vergleichen und Kombinieren sollen wir verstehen, um was es eigentlich geht, und was das mit uns zu tun hat. Denn es sind keineswegs nur die Reinheitsvorschriften, die Jesus meint. Die hält er an anderer Stelle selber ein wird deren Sinnhaftigkeit nicht bestritten haben.
Warum er die gelehrten Religionshüter hier so abqualifiziert, hat doch wohl damit zu tun, dass er ihnen die Verhältnismäßigkeit abspricht. Dass sie sich in dieses Thema Händewaschen so rein steigern und die wahren Probleme hinten anstellen, das bringt ihn auf die Palme. Die Zeit, in der Jesus durch Palästina lief, war ja nun auch keine ruhige und friedliche Epoche. Nicht nur die Römer machten als lästige Besatzer Schwierigkeiten, sondern auch die unterschiedlichen Strategien im Umgang mit der Situation. Manche Israeliten hatten sich arrangiert und profitierten sogar von der Besatzung, andere litten unter der Willkür und der wirtschaftlichen Ausbeutung, die ja mit Besatzungen so einher geht.
Wenn Jesus in dieser Situation für eine liberale Haltung in Sachen Reinheitsvorschriften plädiert, dann hat das vor allem den Grund, dass er auf die wahren Probleme hinweisen will und sich dafür einsetzt, die wirklich wichtigen Dinge auch wichtiger zu nehmen als formale Vorschriften. Wenn man so will, geht es um eine Entbürokratisierung des Glaubens, durch die der Blick für das Wesentliche geschärft wird. Traditionen, die keinen Sin mehr erfüllen, dürfen nicht wichtiger sein als das Wohl von Menschen. Überholte Regeln dürfen nicht der Liebe im Weg stehen.
Ja, das ist leicht gesagt. Und es sind auch schnell Beispiele bei „den Anderen“ gefunden, angesichts derer wir uns wie Jesus aufregen können: Dass in der katholischen Kirche Geschiedene immer noch diskriminiert werden und Frauen nicht Priesterinnen werden dürfen; dass in einer baptistischen Gemeinde in den USA einem dunkelhäutigen Paar die Trauung verweigert wurde, darüber können wir uns leicht aufregen, weil wir davon nicht betroffen sind.
Schwieriger wird es schon bei der jüngsten Forderung des Bamberger Bischofs Schick nach einer härteren Bestrafung von Blasphemie. Das betrifft uns ja alle, ob wir meinen, uns vor Spott von staatlichen Gesetzen schützen lassen zu müssen. Oder ob nicht eher Gelassenheit die überzeugendere Antwort ist. Oder wenn unsere lutherische Schwesterkirche homosexuelle Paare nun auch in Pfarrhäusern zusammen wohnen lässt. Ist das eine Verkehrung der göttlichen Ordnung oder doch eine längst überfällige Abkehr von Ansichten, die ja aus dem selben Kontext kommen wie die Reinheitsvorschriften? Noch näher geht uns vielleicht die Diskussion um die Sterbehilfe und ob es ein Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen gibt, das auch das Sterben einbezieht?
Das sind genau solche Fragen, die auf uns zukommen und bei denen wir uns fragen lassen müssen, was von unserer bisherigen Haltung denn eigentlich „menschliche Satzung“ ist? Ich möchte auf diese Fragen nun ganz ausdrücklich nicht näher eingehen, das kann vielleicht an andere Stelle mal passieren. Denn es ist jetzt noch wichtiger, das Prinzip herauszuarbeiten, das Jesus leitet, wenn er solche schwerwiegenden Worte spricht.
Wenn er sich über die Einhaltung von Vorschriften wirklich je mit den Pharisäern auseinandergesetzt hat, dann wird das zumindest wesentlich freundlicher passiert sein. Denn diese Leute waren so weit von seinen Positionen gar nicht entfernt, durchaus liberal und weltoffen. Und die Position, die Jesus einnimmt, dürften sie nicht prinzipiell abgelehnt haben. Aber in solchen Fragen der Tradition und der Veränderung ist es trotzdem immer schwierig, einen Konsens herzustellen.
Was Jesus einfordert, ist schlicht, dass die Regeln auch einer Religion immer wieder überprüft werden müssen – und zwar schlicht und einfach deshalb, weil sich die Nöte der Menschen verändern. Regeln sind immer die Antwort auf Probleme, die einer ganzen Gruppe, einem Volk oder gar der ganzen Menschheit das Leben schwer machen. Wenn eine sinnvolle Lösung erkannt ist und sich bewährt hat, stellt man eine Regel auf. Die kann dann in Gesetze einfließen oder auch zu einem ungeschriebenen Gesetz werden. Aber was nicht passieren darf, dass sich unsere Diskussionen ums Händewaschen drehen, wenn draußen Menschen hungern, sich von allen guten Geistern verlassen fühlen und auf Zuspruch und Hilfe angewiesen sind.
Das, liebe Gemeinde, scheint mir nachvollziehbar und auf unser Leben zu übertragen. Auch wir müssen in unserem Alltag oft die Verhältnismäßigkeit wahren. Wir dürfen den Sinn für’s Wesentliche nicht verlieren. Wir dürfen uns nicht in Kleinigkeiten verrennen. Das ist es, was Jesus den Pharisäern zu sagen hatte und uns heute zu sagen hat. Das geht auch ganz ohne Polemik. Und der zentrale Satz ist ja auch frei von Polemik. Es ist ein interessantes Gleichnis, das sich nicht ganz leicht selbst erklärt, das aber Wesentliches auf den Punkt bringt.
Und uns vor eine Aufgabe stellt: Denn auch in Zeiten, in denen wir keine akute Not haben, gibt es diese Abwägungen zu treffen. An welchen Punkten ist das, was wir als Gemeinde tun, denn vernünftig und an der biblischen Botschaft orientiert? Und wo folgen wir eigentlich nur noch Traditionen, die wir jahrzehntelang nicht mehr hinterfragt haben? Bei uns sind es freilich nicht die Reinheitsvorschriften, weil wir die eh nicht mehr praktizieren. Aber frei sind wir davon auch nicht, althergebrachte Überlieferungen für göttliche Satzung zu halten.
Jesus lässt seine Jünger in dieser Geschichte etwas alt aussehen und lässt sie am Ende wohl auch etwas ratlos zurück. Insofern will ich in die Geschichte nun auch nicht künstlich einen ermutigenden Aspekt hineininterpretieren. Der vermeintliche Sieg Jesu im Wortgefecht mit den Pharisäern ist es ganz bestimmt auch nicht. Eher noch eben diese Aufgabe, die uns gestellt ist. Denn mit der sind wir ja nicht alleine. Wie die Jünger sind wir eine Gemeinschaft, haben die Bibel zur Hand und die Gewissheit des Glaubens, die uns leitet. Das befähigt uns zu dieser Aufgabe, uns, unsere Gemeinde und ein kleines bisschen auch diese Welt zu verändern. Einen Leitfaden haben wir in diesem Gleichnis, und es gibt noch viele andere Quellen und Hinweise im Alten und im Neuen Testament. Von daher brauchen wir uns nicht zu scheuen, in die Diskussion einzusteigen. Freundlich, wie Jesus vielleicht in Wirklichkeit mit den Pharisäern gesprochen hat. Und in der Gewissheit, dass Gott mit seinem Geist dabei ist.
Amen.

Georg Rieger