Die Ausstellung „Gelebte Reformation - Barmer Theologische Erklärung“, zu der die Lippische Landeskirche, die Lutherische Klasse und die Volkshochschule Detmold-Lemgo in die Kirche St. Nicolai in Lemgo einladen, ist eröffnet worden. Die Rede zur Eröffnung hielt Pfarrer Martin Engels, Moderator des Reformierten Bundes, der die Ausstellung maßgeblich konzipiert hat. Grußworte sprachen die stellvertretende Leiterin der Volkshochschule Detmold-Lemgo Claudia Biehahn, der Lutherische Superintendent Dr. Andreas Lange und Landessuperintendent Dietmar Arends. Musikalisch umrahmte Nicolai- Kantor Frank Schreiber die Veranstaltung an der Orgel.
Die Barmer Theologische Erklärung vom 31. Mai 1934 gilt als zentrales Dokument des Kirchenkampfes in der NS-Zeit. Evangelische Christen grenzten sich damit von der Weltanschauung der Nationalsozialisten und den von der NSDAP unterstützten sogenannten Deutschen Christen ab.
Dr. Andreas Lange: „In Wuppertal-Barmen kamen aufrechte Christen zusammen, um etwas gegen den braunen Hass, einen Führer und seine Partei zu sagen, die die Ehre beanspruchten, die allein Gott gebührt. Mut war nötig, klare Worte zu finden gegen die Gleichschaltung aller Lebensbereiche auch in der Kirche.“
Lange dankte allen Kooperationspartnern und Beteiligten der Predigtreihe, Vorträge und Konzerte, die die Ausstellung bis zum zentralen Reformationsfest in Lemgo umrahmen.
Landessuperintendent Dietmar Arends erinnerte an die beiden Vertreter aus Lippe, die an der Synode in Barmen teilnahmen. Beide kamen aus der Kirchengemeinde Wüsten, wo Wilhelm Böke 1934 Pfarrer war und August Güse über Jahrzehnte Kirchenältester. Dass Böke ein Jahr später seine Pfarrstelle aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Bekennenden Kirche verloren habe und zeitweise inhaftiert worden sei, zeige, dass aktives Bekennen gefährlich sei. „Barmen ist Teil unserer Geschichte und Gegenwart und sie wird uns auch zukünftig herausfordern. Auf ihren Boden stellt sich 1946 die neu gewählte Synode der Lippischen Landeskirche, indem sie die Barmer Theologischen Erklärung als Wegweisung für die Kirche bezeichnete. Dies gilt bis heute.“
Pfarrer Martin Engels stellte heraus, dass das zentrale Ausstellungsobjekt, drei eng mit Schreibmaschine beschriebene Blätter, einen lichten Moment der evangelischen Kirchengeschichte festhält. „Kirche muss Kirche bleiben“ laute einer der Wahlsprüche, der andeute, in welcher Situation sich die 139 Synodalen versammelten: „Die Kirchen standen davor „gleichgeschaltet“ zu werden und sich gänzlich in den Dienst des nationalsozialistischen Staates nehmen zu lassen.“ Der historische Blick mache deutlich, was für einen widerständigen Charakter dieses eigentlich selbstverständliche Bekenntnis der Evangelischen Kirche in einem Staat hatte, der mit Macht und Gewalt daran arbeitete, alle Bereiche des Lebens zu bestimmen.
Die sechs Thesen seien eine stetige Anfrage an alle, die in der Kirche Verantwortung tragen: „Unser Auftrag besteht darin, unsere Botschaft in die Gesellschaft hineinzubringen und nicht zu schweigen, wenn wir merken, dass wir als Gesellschaft eine völlig falsche Richtung gehen.“
Die Wanderausstellung ist Teil des Ausstellungsprojektes "Gelebte Reformation. Die Barmer Theologische Erklärung" des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal und wird finanziell maßgeblich von der Evangelischen Kirche im Rheinland gefördert. Sie ist bis zum 31. Oktober täglich (außer montags) von 9 bis 18 Uhr in St. Nicolai (Papenstraße 9-15) zu sehen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zum Begleitprogramm mit Vorträgen, Konzerten und einer Predigtreihe, gibt es unter www.kirche-lemgo.de oder unter www.lippische-landeskirche.de.