Die "Vereinigende Reformierte Kirche in Südafrika" ist eine Kirche mit bewegter politischer Geschichte. Gegründet nach dem offiziellen Ende der Apartheit im Jahr 1994 sind ihre Mitglieder überwiegend schwarze und farbige Menschen, die nicht umsonst das aktive "Vereinigende" im Namen gewählt haben. Immer noch besteht neben der URCSA die "weiße" Niederländisch-reformierte Kirche in Südafrika, mit der eine Vereinigung bisher nicht möglich ist.
Um diese Trennung zu überwinden, müsste die deutliche Mehrheit der "weißen" Gemeinden dem "Bekenntnis von Belhar" (1986) zustimmen, und damit zugleich eine Mitverantwortung für die unchristliche Menschenverachtung des Apartheid-Regimes übernehmen. "Es ist ein Skandal, dass diese Vereinigung immer noch nicht umgesetzt werden konnte", meinte dazu Dietmar Arends, Landessuperintendent in der Lippischen Landeskirche. 1986 hatte die URCSA dieses Bekenntnis als verbindlich erklärt und damit die Apartheid für unvereinbar mit dem christlichen Glauben erklärt.
In diesem Sinne und mit Blick auf das gegen jegliche Diskriminierung gerichtete Bekenntnis von Belhar, fragte Prof. Dierkie Smit aus Princeton (USA) in einem Vortrag, was es heute bedeute, eine "Bekennende Kirche" zu sein. Er war 1986 einer der maßgeblichen Autoren des Belhar-Bekenntnisses. Schon einmal habe es ein auch politisch motiviertes Bekenntnis gegeben, dass die Reformierten in Deutschland als verpflichtend anerkennen: die "Barmer Theologische Erklärung" von 1934. Vornehmlich formuliert von Karl Barth habe sich damit die "Bekennenden Kirche" von den hitlerorientierten "Deutschen Christen" abgegrenzt: Der christliche Glaube lasse sich nicht vereinbaren mit der Anerkennung eines anderen Führers als Jesus Christus.
Barth sei damals der Vorwurf einer Kirchenspaltung gemacht worden. Doch, so Dierkie Smit, er habe die Kirche nicht gespalten, sondern eine schon existierende Spaltung kenntlich gemacht. Das sei einer der Verbindungspunkte zwischen der Barmer Erklärung und dem Bekenntnis von Belhar. Auch dieses lege in einer krisenhaften politischen Situation verbindlich fest, auf welcher Seite die "Bekennende Kirche" zu stehen habe.
Smit stellte allerdings auch dar, wie problematisch Karl Barth es gesehen habe, universal gedachten Bekenntnisse als verbindlich zu bezeichnen. Immer bestünde die Gefahr, dass ein trennendes "Nein" ein die Gläubigen verbindendes "Ja" überwiege. Solche Bekenntnisse könnten nur der allerletzte Ausweg in höchster Not sein.
Tatsächlich haben weder die Lippische Landeskirche noch die Evangelisch-reformierte Kirche das Belhar-Bekenntnis verbindlich gemacht. Die einen arbeiteten aktuell daran, in ihrer Kirchenverfassung einen Bezug zu formulieren, die anderen wollen es aus theologischen Formulierungsgründen nicht in die Liste der Bekenntnisschriften aufnehmen, erklärte Thomas Fender, Ökumenepastor der Evangelisch-reformierten Kirche, am Rande der Gespräche.
Fender berichtete außerdem von der zukünftigen Ausrichtung der Partnerschaft zwischen deutschen Reformierten und der URCSA. "In der Vergangenheit standen finanzielle Hilfen und diakonische Projekte im Vordergrund", sagte er. Doch es zeichne sich längst eine Wandlung ab. Leepo Modise, Moderator der URCSA, und seine Mitarbeiterinnen Desiré Braum und Christine Landmann hätten die Bedeutung von gegenseitigen theologischen Konsultationen betont.
Aktuell gehe es bei den südafrikanischen Reformierten um das Thema Homosexualität und Kirche. Die URCSA, insgesamt eher progressiv eingestellt, hätte es nicht leicht, alle Gemeindemitglieder für eine 2018 beschlossenen Erlaubnis gleichgeschlechtlicher Eheschließungen und offen gelebter homosexuellen Partnerschaften im Amt zu erwärmen. "Die Konkurrenz zu den strengen Freikirchen im Land ist groß", so Fender. Daher stehe die URCSA bei allen Reformen unter großem Druck. Umso dringlicher gewünscht sei der gegenseitige fachlich-theologische Austausch zu diesem und anderen Themen, zumal die URCSA plane, als Bekennende Kirche einen "Belhar"-Lehrstuhl einzuführen.