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David gegen Goliath: Marder legt Cern-Teilchenbeschleuniger lahm
Beckers Neuland - Irgendwas mit Medien
Viele der Nachrichten, die einem täglich begegnen, rauschen einfach so vorbei. Bei anderen bleibt man hängen. Mir geht es immer wieder so, wenn von der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) berichtet wird. Es wirkt auf mich zugleich faszinierend und unheimlich, was in dieser Forschungseinrichtung in der Schweiz vor sich geht. Nicht umsonst kommt CERN deshalb vermutlich auch in einigen Actionfilmen vor. Vor einigen Jahren gab es gar Gerüchte, dort könnten in den Teilchenbeschleunigern Schwarze Löcher erzeugt werden - mit Gefahr für die ganze Menschheit. Das hat sich bis jetzt offensichtlich noch nicht bewahrheitet Dafür konnten die Forscher 2012 jedoch das lange gesuchte Higgs-Boson nachweisen, das auch „Gottesteilchen“ genannt wird.
An diesem Ort also hat sich am vergangenen Freitag eine Art Kampf David gegen Goliath zugetragen, wie BBC, CNN und andere Medien auf ihren Internetseiten berichteten. Einem Marder war es gelungen, den Großen Hadronen Speicherring (LHC) lahm zu legen, in dem normalerweise Protonen mit fast Lichtgeschwindigkeit aufeinander treffen. Nun muss sich das LHC einer mehrtägigen Reparatur unterziehen. Ein kleiner Nager also gegen Hochleistung-Technologie. Eigentlich ein ungleicher Kampf. Aber dem Marder ist es gelungen, einen Kurzschluss zu erzeugen und dadurch die Tätigkeit des LHC bis mindestens Ende der Woche zu unterbrechen. Dies teilt CERN auf seiner eigenen Internetseite mit: http://home.cern/about/updates/2016/05/repairs-ongoing-electrical-installations-cern
Über die Beweggründe des Marders ist nichts bekannt. Wir wissen nicht, ob er Schwarze Löcher verhindern und damit einer höheren Sache dienen wollte oder ob er sich schlicht verirrt hat. Leider hat er den Stromschlag selbst nicht überlebt, als er in den 66-Kilovolt-Transformator geriet. Da hinkt also der Vergleich zwischen David und Goliath. Und womöglich ist alles viel banaler, denn laut CERN-Homepage gibt es immer wieder einmal Störungen durch kleine Tiere, da sich die Einrichtung nunmal auf dem Lande befinde. Dennoch zeigt der Zwischenfall zumindest die Anfälligkeit selbst der ausgereiftesten Technik. Und dass ein Marder nerven kann wissen ja nicht nur Teilchenphysiker.
Bernd Becker, Pfarrer und Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe, 4. Mai 2016