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WGRK: «Die christliche Theologie von den Cowboys erlösen» oder das grosse Pow Wow
von Frank Worbs, Korrespondent
Der Ort des Pow Wow hat symbolische Bedeutung: hier versammelten sich verschiedene indigene Stämme friedlich zum Handel, lange bevor weisse Siedler die Stadt Grand Rapids gründeten. Symbolisch und ein Zeichen der Versöhnung war auch der Empfang der Repräsentanten des WRK durch die Stammesführer in einer feierlichen Prozession auf der Brücke, die über den Grand River zum Park führt: Nach der Stammestradition respektieren fremde Stämme den ansässigen Stamm und seine Beziehung zum Land. Die Stammesvertreter in farbenfrohen und reich verzierten Gewändern geleiteten die westlich und eher grau gekleideten Gäste zum Ort, wo ein Gottesdienst im Freien stattfinden sollte. Bei den Stammesvertretungen waren deutlich mehr Frauen vertreten als bei den Vertretern der WRK. Zum Begrüssungszeremoniell gehörten traditionelle Tänze und wie am ganzen Nachmittag immer wieder die Trommeln, die – so betonten die indigenen Vertreter – Frieden und Einheit bedeuten und nicht – wie die Christen früher meinten – dämonische Kräfte besitzen.
Es lag auf der Hand, warum Richard Twiss, ein prominenter christlicher Vertreter der «First Nations» Amerikas, in seiner einführenden Rede Versöhnung und den Respekt vor Vielfalt und Verschiedenheit auch im Ausdruck des christlichen Glaubens betonte. Die christliche Theologie war Jahrhunderte lang Hand in Hand mit der Kolonialisierung durch die europäischen und später durch die Industriestaaten gegangen, die die Ureinwohner unterdrückten. Die Kirchen hatten das Unrecht sogar theologisch gerechtfertigt. Durch die Missionierung der Ureinwohner und die Unterdrückung ihrer religiösen Traditionen und Kultur nahmen ihnen christliche Missionare auch noch ihre Identität. Twiss forderte die Anerkennung dieses Unrechts durch die christlichen Kirchen, wenn speziell die reformierten Kirchen glaubwürdig von Gerechtigkeit sprechen wollten. Er betonte aber auch die Bedeutung der Versöhnung mit dieser Vergangenheit für die indigenen Völker selbst, die im Hass nicht verharren dürften.
Richard Twiss gehört zu einem Lakota-Stamm aus dem Rosebud Sioux Reservat in South Dakota und ist Präsident von Wiconi International, einer Organisation von indigenen Christen, die ihren christlichen Glauben im Einklang mit ihrer kulturellen Tradition und ohne die westlichen Prägungen des Christentums leben wollen. Oder wie es Twiss prägnant ausdrückt: «Die christliche Theologie von den Cowboys erlösen» will. In einem weltweiten Netzwerk sind sie mit anderen indigenen Volksgruppen christlichen Glaubens z.B. in Australien, Afrika oder Neuseeland verbunden.
Diese Verbundenheit wurde auch am Dienstagnachmittag im Ah-Nab-Awen Park sichtbar: Auf den christlichen Gottesdienst, der von Repräsentantinnen und Repräsentanten des WRK und der indigenen Stämme gemeinsam gestaltet wurde, folgte das Pow Wow mit mehreren in einem grossen Kreis sich bewegenden Tänzen, in die alle Anwesenden einbezogen wurden. Menschen aus vielen Nationen stimmten mit ganz verschiedenen Handtrommeln ein und verliehen so der Symbolik der Trommeln von Frieden und Einheit eine neue Dimension.