Jerry Pillay, der neu gewählte Präsident aus der Uniting Presbyterian Church in Südafrika, fasste die Aufgaben der neuen Organisation und ihres Exekutivausschusses bis zur nächsten Generalversammlung in sieben Jahre in drei Punkten zusammen: Die Gemeinschaft der reformierten Kirchen untereinander stärken, Einigkeit im Glauben finden in Punkten, wo die Kirchen sich noch unterscheiden, sowie Mission – die Verpflichtung der Kirchen, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Dabei dürften die Mitgliedkirchen nicht den beiden Vorgängerorganisationen, aus denen sich die WRK letzte Woche gebildet hat, nachhängen. „Wenn alles, was wir geändert haben, nur unser Name ist, haben wir das Ziel verfehlt“, betonte er und kündigte die Einrichtung einer „Strategischen Planungsgruppe“ an. Sie soll eine Vision für die WRK erarbeiten und die zukünftige Entwicklung planen. Der Sitz und das Büro des neuen WRK werden – wie das Büro des bisherigen Reformierten Weltbunds (RWB) – in Genf sein. Generalsekretär ist Dr. Setri Nyomi, Ghana, bisher Generalsekretär des RWB.
Am Anfang der Versammlung stand am letzten Wochenende die Gründung der neuen Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen mit 80 Millionen Mitgliedern in 230 Kirchen in 108 Ländern, die aus der Vereinigung des Reformierten Weltbunds und des Reformierten Ökumenischen Rats hervorgegangen ist. Die Gründung und der Abschluss der Versammlung wurden in mehreren eindrücklichen Gottesdiensten gefeiert, die liturgische Traditionen aus reformierten Kirchen der ganzen Welt harmonisch vereinten. Die Gottesdienste waren einer der Höhepunkte und liessen die neue weltweite Gemeinschaft verschiedener Kirchen am stärksten spürbar werden.
Seit Montag stand die inhaltliche Arbeit in den fünf Ausschüssen und neun Sektionen im Vordergrund. Die Generalversammlung diskutierte am Freitag und Samstag in einigen zusätzlichen Plenarsitzungen die 14 vorgelegten Berichte und Empfehlungen. Sie münden in ein Grundsatzpapier mit Empfehlungen zu den neun Themenbereichen reformierte Identität und Gemeinschaft, ökumenisches Engagement, Gerechtigkeit in der Wirtschaft und gegenüber der Schöpfung, Spiritualität und Gottesdienst, Ausbildung und Leadership, Geschlechtergerechtigkeit und Jugend.
Umstritten war vor allem die Umsetzung des Themas Gerechtigkeit als einer der beiden Schwerpunkte und als Teil der Identität und Glaubwürdigkeit der reformierten Kirchen. Trotz der langen, gründlichen Vorarbeit in verschiedenen Kontinenten hatten vor allem die europäischen Delegierten Schwierigkeiten mit dem sprachlichen Stil und einigen einseitigen Äusserungen zum Begriff „Imperium“. Nach intensiver Diskussion schlossen sich die 400 Delegierten aber mit kleinen Abänderungen der Vorlage an. Zusätzlich beschlossen sie, eine weltweite ökumenische Konferenz für eine neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur zusammen mit anderen kirchlichen Organisationen durchzuführen.
Anders erging es dem anderen umstritten Thema, der Ordination von Frauen als Pfarrerinnen, gegen die sich einige vor allem der neuen Mitgliedkirchen stellen. Man einigte sich in Rücksicht auf den eben erst vollzogenen Zusammenschluss darauf, dass die WRK lediglich „die Ordination von Frauen fördern“ soll und strich das Ziel, dass die Ordination von Frauen einmal Bedingung für die Mitgliedschaft in der WRK sein soll.
Politisch nahm die Generalversammlung vor allem die Situation in Kuba und Nordkorea auf. Sie bittet Staaten und Organisationen die Wirtschaftsblockaden aufzuheben, die sich vor allem zulasten der Bevölkerung auswirken würden. Die Mehrheit der Delegierten stimmte in Rücksicht auf die Arbeit der betroffenen reformierten Kirchen aber dagegen, auch die unbefriedigende Menschenrechtssituation in diesen Ländern anzusprechen. Lediglich die „Gefangenen aus Gewissensgründen“ wurden in die Gebetsanliegen aufgenommen.
Zum Schluss hat die WRK mit einer offiziellen Erklärung entschieden gegen die Verweigerung von Visas für 71 Delegierte und Besucher der Vereinigenden Vollversammlung aus Afrika und Asien protestiert. Entgegen bestehender Absprachen haben Behörden der USA 71 Personen Visas verweigert, weil sie terroristische Aktivitäten oder illegale Einwanderung befürchteten. Unter diesen Umständen, so die Generalversammlung, sei es nicht möglich, in den USA eine kirchliche Weltversammlung zu organisieren, die sich für Frieden und Verständigung einsetzen wolle.